Sonntag, 28. September 2014

Rumänienvortrag

Liebe Leser, Freunde, Familie, Bekannte,

mit diesem Post beende ich meine Tätigkeiten als Blogger.
Als Abschluss und Dank für Unterstützung und Interesse möchte ich euch herzlichen einladen am Abend des 1.11. ins wunderschöne Neudietendorf im grünen Herzen zu kommen um einem Vortrag über mein Rumänienjahr zu hören. Ich werde von meinen persönlichen Erfahrungen, meiner Einsatzstelle und Rumänien als Land berichten. Ich freue mich sehr, wenn ihr dazu den Weg in die Kirchstraße 13 auf euch nehmt, ein paar Leuten kann ich dort auch einen Übernachtungsort anbieten.
Für mehr Infos schreibt mir!
Falls ihr es nicht schafft, erzähle ich es auch privat natürlich gerne. (;

Johanna Friederike 

Dienstag, 19. August 2014

Wechselhafte Zeiten



Seit 11 Tagen bin ich wieder in Deutschland, im reichen, verregnten, sauberen Deutschland in dem es in den Zügen kostenlose Zeitungen gibt, die niemand will, Kaffee der dir an den Tisch gebracht wird und man gefragt wird, ob man es denn eigentlich nicht nett fände, im Bordrestaurant eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Ja, fände ich, wenn sie nicht so unverschämt teuer wäre...
Andere Absurditäten: Hunde an Leinen, die Leute spazieren führen, weil es ihnen Freude macht; viel zu teure Restaurants; nirgendwo freies WLAN – was für ein hochmodernes Land; viel zu viele Menschen; viel zu viele Züge; viel zu schnelle Autos; wenig Natur; Menschen die hetzen und rennen und rasen und sich toll damit fühlen; Menschen die alle deutsch sprechen… 
  
Meine letzten Monate in Rumänien waren verrückt schön, lustig, aufregend, normal, ruhig. Ich bekam Besuch von meinem Bruder Gustav (eine sehr fröhliche heiße Woche), von meiner ältesten Schwester Charlotte (langes verregnetes  Wochenende in Bukarest), von meiner Mama (ganze gemütliche 20 Tage), von meiner zweitältesten Schwester Margareta und meinem Papa (eine Woche mit vielen siebenbürgischen Burgen…). Außerdem haben wir ein Treffen auf unserer Kirchenburg mit einigen deutschen Freiwilligen organisiert mit Wasserschlacht, sonnen, Lagerfeuer, WM schauen. Die Fußballweltmeisterschaft habe ich glücklicherweise verfolgen können, obwohl meine großen Favoriten, allen voran die liebe Nati, nicht so erfolgreich waren.

Gustav vor der Burg
Blick vom kleinen Turm, 4 Uhr morgens


Blick von der Dachterasse unserer Bukarester Ferienwohnung

Freiwilligentreffen, Frühstück
Annette in Sighisoara

Und auf der Trappolder Kirchenburg wurde gefeiert.
Zum einen Ende Juli ein Gottesdienst mit den Musikern Daniel Marsch und Stefanie Hölzle (die Cousine meiner Mutter) und Christian, Annette und Margareta Theile, Tills Eltern, Bethges, Halmens, ein paar Freiwilligen, ein paar Gäste.



Apolder Mädels auf der Burg

Zum anderen das größere Fest, dass ich aufgrund einer Krankheit zum Teil verpasst habe (ich war wirklich oft genug krank in diesem Jahr…). Tag der offenen Tür mit Musik, Gottesdienst, Kindertänzen, Ausstellung, Kuchen, Grill, Ständen, Kinderprogamm  und ca. 300 Besuchern aus Trappold und Umgebung, Deutschland, England, Polen,…
3 Tage später habe ich mich von Apold, den lieben Leuten und der wundervollen Kirchenburg verabschieden müssen und natürlich versprochen, in den nächsten Jahren mal wieder vorbei zu kommen. Abends ging mein Nachtzug nach Budapest, was ich mir 2 Tage angeschaut habe und dann bin ich wieder mit dem Nachtzug nach Dresden und dann nach Neudietendorf gefahren. 
 
Till und Milda im Büro auf der Burg
Gerade sitze ich in der Kirchstraße in der Küche, gegenüber tippt mein Bruder irgendwas in seinen Computer, er ist noch 2 Tage im Lande, danach geht er für 2 Semester nach Südkorea, Seoul. (gustavinkorea.blogspot.de)
In den letzten 11 Tagen bin ich umgezogen, habe mir eine deutsche Handynummer besorgt, eine Willkommensparty bekommen, viele liebe Leute getroffen, meine Großeltern in Herrnhut besucht und mich an der Uni eingeschrieben.
Nächste Woche habe ich dann das Nachbereitungsseminar vom Alegro, was ich aber nicht vollständig besuche, weil zeitgleich meine Einführungswoche an der Universität Mannheim stattfindet. Am 1. September beginnt dort mein Soziologiestudium, ich habe zusammen mit Robert in der Nähe (Schifferstadt) eine Wohnung und freue mich auf das neue Leben als Studentin.

Im Herbst werde ich dann in Neudietendorf einen Vortrag zu meinem Aufenthalt in Rumänien halten, wann und in welchem Rahmen weiß ich zurzeit noch nicht, werde ich aber sobald sich das ändert, ankündigen.










Montag, 2. Juni 2014

Primavara



Es ist Frühling, heißer, wunderbarer Frühling. Man hat das Gefühl aus einem langem qualmigen Winterschlaf zu erwachen und plötzlich wach zu sein, voller Energie. Frühling heißt: Erdbeeren auf dem Markt kaufen, viel viel viel Gartenarbeit, Touristen die sich nach transsylvanischer Küche sehnen (wir haben wieder Picknicks auf der Burg), man verbringt nicht mehr viel zu Zeit mit Heizen und ist irgendwie den ganzen Tag draußen. Ich glaube, in Deutschland spielen Jahreszeiten nicht so ne große Rolle, weil man ob Sonne, ob Regen, ob Schnee am PC drinnen sitzt...
Nur noch 9 Wochen...dann erwartet mich das Autoland Nummer 1, olé olé
Hier ein paar Bilder der letzten Monate:
Auftritt der Kindertanzgruppe für die belgische Partnergemeinde (Diest), der Tanz heißt Brasoveanca

Timisoara

"Heute wär ich mir lieber nicht begegnet", Hetha Müller, Kommunismus im Banat

der riesige Palast, das kleine vor der Tür bin ich

Sibiu, Piata Mica

Apold, Schafe vor der Burg


Sighisoara, Rumänischunterricht, Elena und Till

 
Apold, Crina und ich


Samstag, 5. April 2014

Deutschland, Malmkrog, Dunavatu de Jos, Bukarest



Hier ein paar kurze Eindrücke aus den letzten Monaten
Deutschland:
Über Weihnachten und Silvester war ich in Deutschland, war ziemlich überfordert, meine Sachen rochen nach Rauch (unsere gesamte Wohnung riecht so), und alle haben so eine komische Sprache gesprochen, die ich verstehe. Die Leute hetzen durch die Städte, alle Gebäude sind groß und die alten alle restauriert, Plattenbauten findet man plötzlich hässlich und es gibt weder Straßenhunde noch Müllverbrennungshaufen überall. Komisches Land, sag ich euch.
Aber natürlich war es schön, zu Hause zu sein, meine Familie, meine Freunde, Neudietendorf wiederzusehen. Wahrscheinlich habe ich mich merkwürdig benommen, und nach 3 Monaten ist meine Erinnerung daran auch diese: Es war völlig verrückt, es war aufregend, es war schön, aber es war vor allem völlig verrückt.

Malmkrog - das letzte Dorf der Sachsen:
Für eine Nacht waren Till und ich zu Besuch bei Damaris, einem Mädchen aus unserem Rumänischkurs, die für 4Monate in Malincrav (deutsch: Malmkrog) ein Praktikum beim evangelischen Pfarrer gemacht hat. Dieser ist mit seiner Frau 1991 aus Thüringen (Arnstadt & Erfurt!) für ein einjähriges Praktikum nach Malmkrog gegangen – und bis heute dort geblieben. Dass es in Malmkrog noch einen Ortspfarrer gibt, ist auch ein Grund dafür, dass es dort auch heute noch über hundert Siebenbürger Sachsen gibt. In den meisten Dörfern hier ist der Großteil der Sachsen Ende des 20.Jh. ausgewandert, manche kommen für einen Sommerurlaub zurück (sogennante Sommersachsen).  Fast jedes siebenbürgisch-sächsische Dorf hat in Deutschland eine Heimatortsgemeinschaft (HOG), eine Art Verein, in dem sich die ehemaligen Bewohner der einzelnen Dörfer organisieren. Manche HOGs unterstützen ihre Dörfer mit Spenden  für die Kirchenburg, andere treffen sich einmal im Jahr um in Trachten zu tanzen. In den Dörfern hier gibt es oft noch 2-10 ältere Sachsen, die Auswanderung und Verstreuung der Sachsen und damit mancherorts das Ende dieser Volksgruppe ist irgendwie traurig. Man muss bedenken, dass die Siebenbürger Sachsen über 800Jahre ihre Traditionen, ihre Sprachen (s. Sächsisch und Deutsch) und Religion gepflegt haben .
Deshalb ist es interessant zu sehen, wie die Malmkroger Sachsen ihre Traditionen auch heute noch bewahren.
Hier ein Video zu der Pfarrfamilie Lorenz:
http://www.youtube.com/watch?v=vSxGqbNwyS8
Und eins zu Malmkrog:
http://www.ostpol.de/beitrag/3505-im_letzten_dorf_der_sachsen

Der Sohn von Pfarrer Lorenz hat das hier als Wandschmuck... (;

Malmkrog im Nebel
Die wehrhafte Kirch hinter einem unpassend schicken Gästehaus


Zwischenseminar:
Im März habe ich eine Woche in dem hochgelobten Ort Dunavatu de Jos verbracht, wir waren im Donaudelta, am Ende Rumäniens, im letzten Dorf – danach kommt nur noch Wasser. In dieser wunderbaren Abgeschiedenheit habe ich eine Woche darüber nachgedacht, was in den letzten 7 Monaten so passiert ist, was in den nächsten 5 Monaten passieren kann oder wird, was Probleme sind und was alles gut ist an diesem Freiwilligendienst, an dieser Einsatzstelle, an dem Leben in Apold. Sehr lehrreich so eine Woche, aber auch merkwürdig, manchmal unangenehm, manchmal ermutigend eine Woche über sein Leben nachzudenken. Es war alles in allem eine tolle Woche voller guten Gespräche, voller interessanten Leute: Die anderen Seminarteilnehmer waren alles deutsche Jugendliche zwischen 18 und 23 die zurzeit Freiwilligendienste in Osteuropa (Albanien, Ukraine, Moldawien, Rumänien) absolvieren. Es war spannend einen kurzen Einblick in das Leben in den verschiedenen Ländern zu bekommen: politische Situation in der Ukraine, Stadteben in Tirana, Kinderheime in Chisinau.
Ortseingang: Dunavatu de Jos

Unser Seminarhaus direkt am Wasser
Bootstour durchs Donaudelta


Bootstour

Bootstour



Ein Straßenhund um den wir uns eine Woche beim Seminar gekümmert haben :) Sehr niedlich!

 Anschließend ist die Hälfte der Teilnehmer für ein Wochenende nach Bukarest gefahren. Wir haben einen kurzen Eindruck von der spannenden und lebendigen Stadt bekommen, so dass ich zurzeit den nächsten Aufenthalt dort plane.

Fahrt nach Bukarest

Bukarest

irgendwie typisch Bukarest:alt und schick neben hässlich und verfallen


Der Parlamentspalast, eins der größten Gebäude der Welt, gebaut in den 80ern im Auftrag des Diktators Ceauscu.



Dienstag, 21. Januar 2014

Winter



Der goldene Herbst von dem ich vor einiger Zeit geschrieben habe, hat sich in kürzester Zeit zu eiskaltem Winter entwickelt. Innerhalb von einem Monat sind die Temperaturen von +18°C zu -7°C abgekühlt. Genau das, worüber sich viele Deutsche beklagen – kein heißer langer Sommer, kein kalter Winter mit viel Schnee – gibt es hier und es ist schon wunderbar, kein regnerischen Herbst zu haben!
Am ersten Dezember habe ich nicht, wie viele andere Leute auf der Welt den ersten Advent gefeiert, sondern den Nationalfeiertag Rumäniens. Da Deutschland und Nationalstolz ein etwas schwieriges Thema ist, bin ich immer interessiert daran, wie sich dieser Stolz in anderen Ländern zeigt. Seit dem Ende des ersten Weltkriegs, im Jahre 1918 gehört das große Gebiet Transsylvanien (Siebenbürgen) zu Rumänien. Diese Vereinigung von Alba Iulia feiern die Rumänen am 1. Dezember. In den Dörfern und Städten sieht man jede Menge rumänische Flaggen und es gibt in vielen Städten Militärparaden. In Bukarest und Alba Iulia wird es sehr groß gefeiert – und jede Menge Geld dafür ausgegeben. Ich hab mir mit 2 anderen Freiwilligen die Militärparade in Sighisoara angeschaut, bei der rumänische Reden gehalten wurden, Kränze überreicht und die Nationalhymne gesungen – aber ausschließlich von den Soldaten, was mich überrascht hat. Es gibt einen gewissen Stolz der Rumänen, gerade im Vergleich mit den Ungarn und den Roma, von denen sie sich abgrenzen wollen – aber es gibt auch sehr viele Rumänen die ins Ausland gehen um dort zu arbeiten und ein angenehmeres Leben zu führen. Außer der Militärparade gab es noch Konzerte und Reden, bei denen  der Stolz wohl spürbarer gewesen sein muss, als bei der kleinen Parade.
Ein großes Thema seit ich hier bin, aber besonders in den letzten Wochen sind Rosia Montana und Pungesti. Rosia Montana ist ein Dorf in dem früher Gold abgebaut wurde und seit Jahren schon wieder Gold abgebaut werden soll – allerdings auf höchst giftige Art und Weise, mit Zyanid. Der rumänische Staat unterstützt die Firma, die diesen Goldabbau durchführen möchte mit Gesetzen und er stoppt die vielen Demonstrationen von im Land. Die Zerstörung von historischen Gebäuden, Umweltschutz und geplante Umsiedlungen sorgen für eine große Protestwelle im Land.
Pungesti ist ein Ort von vielen wo man in Rumänien Fracking  durchführen möchte. Hier soll die erste Schiefergassonde aufgebaut werden – auf den Grundstücken von Bauern, die sich sehr dagegen wehren… Und Unterstützung bekommen: Nach Blockaden durch Demonstranten wurde das Dorf durch die Jandameri abgesperrt. Trotzdem kamen viele am 7.12. nach Pungesti um sich gegen Fracking und für das Dorf einzusetzen. Seit diesem Tag gibt es ein hohes Polizeiaufgebot in der Gemeinde, Pungesti ist Sicherheitszone. (http://www.neuerweg.ro/anti-schiefergas-proteste-neues-aus-pungesti-15-12-2013/).
Die Demonstrationskultur ist in diesem Land noch nicht besonders alt und daher noch nicht sehr mutig. Rosia Montana und jetzt Pungesti sind die ersten Projekte, gegen die sich viele Leute auf die Straße trauen und ihre Meinung äußern!
Arbeitsmäßig ist Winter Vorbereitungszeit: Seminare und Veranstaltungen planen, Spenden sammeln – viel Computer, ein bisschen Stillstand, ein bisschen Winterschlaf… Außerdem spielen wir in der Afterschool mit den Kindern, was viel Spaß macht. Und ich bin viel unterwegs und genieße den kalten Winter.