Der goldene Herbst von dem ich vor einiger Zeit geschrieben
habe, hat sich in kürzester Zeit zu eiskaltem Winter entwickelt. Innerhalb von
einem Monat sind die Temperaturen von +18°C zu -7°C abgekühlt. Genau das,
worüber sich viele Deutsche beklagen – kein heißer langer Sommer, kein kalter
Winter mit viel Schnee – gibt es hier und es ist schon wunderbar, kein
regnerischen Herbst zu haben!
Am ersten Dezember habe ich nicht, wie viele andere Leute
auf der Welt den ersten Advent gefeiert, sondern den Nationalfeiertag
Rumäniens. Da Deutschland und Nationalstolz ein etwas schwieriges Thema ist,
bin ich immer interessiert daran, wie sich dieser Stolz in anderen Ländern
zeigt. Seit dem Ende des ersten Weltkriegs, im Jahre 1918 gehört das große Gebiet
Transsylvanien (Siebenbürgen) zu Rumänien. Diese Vereinigung von Alba Iulia
feiern die Rumänen am 1. Dezember. In den Dörfern und Städten sieht man jede
Menge rumänische Flaggen und es gibt in vielen Städten Militärparaden. In
Bukarest und Alba Iulia wird es sehr groß gefeiert – und jede Menge Geld dafür
ausgegeben. Ich hab mir mit 2 anderen Freiwilligen die Militärparade in
Sighisoara angeschaut, bei der rumänische Reden gehalten wurden, Kränze
überreicht und die Nationalhymne gesungen – aber ausschließlich von den
Soldaten, was mich überrascht hat. Es gibt einen gewissen Stolz der Rumänen,
gerade im Vergleich mit den Ungarn und den Roma, von denen sie sich abgrenzen
wollen – aber es gibt auch sehr viele Rumänen die ins Ausland gehen um dort zu
arbeiten und ein angenehmeres Leben zu führen. Außer der Militärparade gab es
noch Konzerte und Reden, bei denen der
Stolz wohl spürbarer gewesen sein muss, als bei der kleinen Parade.
Ein großes Thema seit ich hier bin, aber besonders in den
letzten Wochen sind Rosia Montana und Pungesti. Rosia Montana ist ein Dorf in
dem früher Gold abgebaut wurde und seit Jahren schon wieder Gold abgebaut
werden soll – allerdings auf höchst giftige Art und Weise, mit Zyanid. Der
rumänische Staat unterstützt die Firma, die diesen Goldabbau durchführen möchte
mit Gesetzen und er stoppt die vielen Demonstrationen von im Land. Die
Zerstörung von historischen Gebäuden, Umweltschutz und geplante Umsiedlungen
sorgen für eine große Protestwelle im Land.
Pungesti ist ein Ort von vielen wo man in Rumänien Fracking durchführen möchte. Hier soll die erste
Schiefergassonde aufgebaut werden – auf den Grundstücken von Bauern, die sich
sehr dagegen wehren… Und Unterstützung bekommen: Nach Blockaden durch
Demonstranten wurde das Dorf durch die Jandameri abgesperrt. Trotzdem kamen
viele am 7.12. nach Pungesti um sich gegen Fracking und für das Dorf
einzusetzen. Seit diesem Tag gibt es ein hohes Polizeiaufgebot in der Gemeinde,
Pungesti ist Sicherheitszone. (http://www.neuerweg.ro/anti-schiefergas-proteste-neues-aus-pungesti-15-12-2013/).
Die Demonstrationskultur ist in diesem Land noch nicht
besonders alt und daher noch nicht sehr mutig. Rosia Montana und jetzt Pungesti
sind die ersten Projekte, gegen die sich viele Leute auf die Straße trauen und
ihre Meinung äußern!
Arbeitsmäßig ist Winter Vorbereitungszeit: Seminare und
Veranstaltungen planen, Spenden sammeln – viel Computer, ein bisschen
Stillstand, ein bisschen Winterschlaf… Außerdem spielen wir in der Afterschool
mit den Kindern, was viel Spaß macht. Und ich bin viel unterwegs und genieße
den kalten Winter.
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