Dienstag, 21. Januar 2014

Winter



Der goldene Herbst von dem ich vor einiger Zeit geschrieben habe, hat sich in kürzester Zeit zu eiskaltem Winter entwickelt. Innerhalb von einem Monat sind die Temperaturen von +18°C zu -7°C abgekühlt. Genau das, worüber sich viele Deutsche beklagen – kein heißer langer Sommer, kein kalter Winter mit viel Schnee – gibt es hier und es ist schon wunderbar, kein regnerischen Herbst zu haben!
Am ersten Dezember habe ich nicht, wie viele andere Leute auf der Welt den ersten Advent gefeiert, sondern den Nationalfeiertag Rumäniens. Da Deutschland und Nationalstolz ein etwas schwieriges Thema ist, bin ich immer interessiert daran, wie sich dieser Stolz in anderen Ländern zeigt. Seit dem Ende des ersten Weltkriegs, im Jahre 1918 gehört das große Gebiet Transsylvanien (Siebenbürgen) zu Rumänien. Diese Vereinigung von Alba Iulia feiern die Rumänen am 1. Dezember. In den Dörfern und Städten sieht man jede Menge rumänische Flaggen und es gibt in vielen Städten Militärparaden. In Bukarest und Alba Iulia wird es sehr groß gefeiert – und jede Menge Geld dafür ausgegeben. Ich hab mir mit 2 anderen Freiwilligen die Militärparade in Sighisoara angeschaut, bei der rumänische Reden gehalten wurden, Kränze überreicht und die Nationalhymne gesungen – aber ausschließlich von den Soldaten, was mich überrascht hat. Es gibt einen gewissen Stolz der Rumänen, gerade im Vergleich mit den Ungarn und den Roma, von denen sie sich abgrenzen wollen – aber es gibt auch sehr viele Rumänen die ins Ausland gehen um dort zu arbeiten und ein angenehmeres Leben zu führen. Außer der Militärparade gab es noch Konzerte und Reden, bei denen  der Stolz wohl spürbarer gewesen sein muss, als bei der kleinen Parade.
Ein großes Thema seit ich hier bin, aber besonders in den letzten Wochen sind Rosia Montana und Pungesti. Rosia Montana ist ein Dorf in dem früher Gold abgebaut wurde und seit Jahren schon wieder Gold abgebaut werden soll – allerdings auf höchst giftige Art und Weise, mit Zyanid. Der rumänische Staat unterstützt die Firma, die diesen Goldabbau durchführen möchte mit Gesetzen und er stoppt die vielen Demonstrationen von im Land. Die Zerstörung von historischen Gebäuden, Umweltschutz und geplante Umsiedlungen sorgen für eine große Protestwelle im Land.
Pungesti ist ein Ort von vielen wo man in Rumänien Fracking  durchführen möchte. Hier soll die erste Schiefergassonde aufgebaut werden – auf den Grundstücken von Bauern, die sich sehr dagegen wehren… Und Unterstützung bekommen: Nach Blockaden durch Demonstranten wurde das Dorf durch die Jandameri abgesperrt. Trotzdem kamen viele am 7.12. nach Pungesti um sich gegen Fracking und für das Dorf einzusetzen. Seit diesem Tag gibt es ein hohes Polizeiaufgebot in der Gemeinde, Pungesti ist Sicherheitszone. (http://www.neuerweg.ro/anti-schiefergas-proteste-neues-aus-pungesti-15-12-2013/).
Die Demonstrationskultur ist in diesem Land noch nicht besonders alt und daher noch nicht sehr mutig. Rosia Montana und jetzt Pungesti sind die ersten Projekte, gegen die sich viele Leute auf die Straße trauen und ihre Meinung äußern!
Arbeitsmäßig ist Winter Vorbereitungszeit: Seminare und Veranstaltungen planen, Spenden sammeln – viel Computer, ein bisschen Stillstand, ein bisschen Winterschlaf… Außerdem spielen wir in der Afterschool mit den Kindern, was viel Spaß macht. Und ich bin viel unterwegs und genieße den kalten Winter.

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